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Beatriz Eggli kam vor 20 Jahren aus Venezuela in die Schweiz. Dieser geografische Umzug löste etwas in ihr aus und brachte das Bedürfnis an die Oberfläche, sich neu zu definieren. Sie erinnerte sich an ihren Kindheitstraum, Künstlerin zu werden und beschloss, dass es an der Zeit war, sich durch Kunst auszudrücken.

„Ich begann, Bilder in meinem Kopf zu haben, die ich entwickeln und erschaffen wollte“.

Sie wandte sich an einen Freund, der sie an die Schule für Gestaltung in Bern einlud, wo Beatriz später Fotodesign studierte. Ein Fotodesign-Studium stand eigentlich nie auf ihrem Plan, denn in Venezuela hatte sie bereits Schauspiel, Gesang, Synchronsprechen und zeitgenössischen Tanz gelernt und als Model gearbeitet. Doch der Umzug in die Schweiz schien sie weiter weg vom Medium zu bringen, das sie die Kunst anderer Menschen ausdrückt und brachte sie näher an ihre eigene Kunst.

„Wenn man ein starkes Verlangen hat, beginnen sich die Dinge in die Richtung der eigenen Träume zu bewegen“.

Von einem inneren Gedanken zum Teilen der eigenen Kunst mit der Welt.

 

 

Der Schaffensprozess von Beatriz ist sehr fliessend und harmonisch, er kommt ganz natürlich und ohne jeden Zwang. Alles beginnt mit einem inneren Monolog, bei dem sie sich selbst Fragen stellt und diese in tiefer Ehrlichkeit und Demut beantwortet. Die Ideen wachsen langsam in ihrem Kopf, und wenn sie klar genug erscheinen, ist es an der Zeit, sie zum Leben zu erwecken. Dieser Prozess spiegelt die generelle Einstellung von Beatriz wider, „sich selbst die Chance zu geben, auf die eigene Stimme zu hören und dem zu folgen, was das Herz sagt“. Das ist es, was für sie den Grundgedanken von Moonspring „Positively Egoistic®“ ausmacht.

„Ich weiss nicht, wie meine Arbeit heisst, bis ich sie sehe. Mein Werk wird mir seinen Namen verraten.“

Beatriz betrachtet keine ihrer Serien als abgeschlossen, sondern lässt alles offen, was ihr die Möglichkeit gibt, daran zu arbeiten und sich mit neuen Ideen zu verbinden, die sich daraus ergeben.

„Ich gebe etwas, das herauskommen will eine Stimme.“

Die Initiative und der Zweck ihrer Kunst ist es, sich und ihre Ideen auszudrücken. Aus diesem Grund ist Beatriz der Meinung, dass man als Künstlerin mutig sein muss, denn es erfordert viel Mut, sein Werk der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ihre Werke sind so etwas wie eine Tür in ihr Inneres, ihre inneren Gedanken, ihre Selbsterkundung.

Das flösst ihr aber keine Angst ein, eher im Gegenteil. Sie hat den Drang, ihre Kunstwerke mit anderen Menschen zu teilen.

 

 

Es ist genau diese Interaktion ihrer Kunstwerke mit dem Publikum, die ihre Arbeit und ihre Aufgabe als Künstlerin vervollständigt. Der Austausch von Meinungen, Ideen und Emotionen, der vor ihren Werken stattfindet, ist für sie das letzte Teil des Puzzles.

 

Immaterielle Städte (Ciudades Inmateriales)

Durch ihre Freunde und Familie hatte sie die Gelegenheit, verschiedenen Länder und Städte zu besuchen und sie mit deren Augen zu sehen. Dies war der Ausgangspunkt für ihre Sammlung „Immaterial Cities“. In jeder Stadt machte sie zehn verschiedene Aufnahmen der symbolträchtigen Orte und legte sie übereinander. Sie begann mit Tüscherz und Bern, da dies die ersten Orte waren, an denen sie selbst nach Venezuela lebte. Heute verfügt sie über eine Sammlung von mehr als 20 Städten in Europa, Nord- und Südamerika.

 

Immaterielle Wälder (Bosques Intangibles)

Durch die Covid-Pandemie, in der das Reisen und der Kontakt mit Menschen minimiert werde musste, gab die Natur vielen Menschen einen Zufluchtsort. Beatriz zieht es ebenfalls vermehrt in die Wälder, was sie auf den Gedanken brachte, die gleiche Technik wie in den Städten anzuwenden und die Bilder übereinander zu legen. So nahmen die „Immateriellen Städte“ eine neue Form an und wurden zu „Immateriellen Wäldern“.

 

Die Macht der Verletzlichkeit (El Poder De La Vulnerabilidad)

Die Entfernung zwischen dem fotografierten Objekt und dem Objektiv der Kamera wurde für Beatriz im Laufe der Zeit zu einem Hindernis. Sie wollte noch näher an ihr Objekt und mit Hilfe der Scanografie gelang es Beatriz, dieses Bedürfnis zu erfüllen. Indem sie eine Glasscheibe über das Motiv legte und einen Scanner benutzte, um das Foto zu machen, wurde der Abstand auf das Geringste reduziert.

Diese Technik hatte sie zum ersten Mal in ihrer Serie „The Power Of Vulnerability“ eingesetzt. Beatriz fährt mit dem Scanner über die Wunden von Bäumen und schaffte es, alle beunruhigenden Schnitte auf ihnen visuell zu erfassen. Anschliessend bearbeitete sie die Bilder digital, druckte sie auf Archivpapier und verleiht ihnen mit Menstruationsblut, das sie mit Tabak vermischte, die ultimative persönliche Note.

 

Die Pforten des Lebens (Las Puertas De La Vida)

Ein weiteres interessantes Thema für Beatriz ist die Verbindung der Identität der Frau mit ihrem weiblichen Körper. Ein Tabuthema, das nach wie vor in der Gesellschaft existiert. Für Beatriz bedeutet Herrin über das eigene Leben zu sein auch, sich selbst und seinen Körper zu kennen und zu akzeptieren, ohne dass irgendein Teil des Körpers oder des Lebens Kritik, Abscheu oder sogar Hass hervorruft. Durch ihre persönliche Erkundung mit sich selbst, ihrer Weiblichkeit und ihrem Körper zu verbinden, und in einem Akt der Selbstbeobachtung entstand die Kollektion „Gates of Life“ (Die Pforten des Lebens).

Die Methode der Scanografie wird auch hier angewandt, allerdings auf einer noch intimeren Ebene. Sie erstellt ein Selbstporträt, indem sie den Scanner auf einem Stück Glas über die Vulva führt. Beatriz beschreibt dies als „einen Ort der Weiblichkeit, denn es ist das Tor, das den Samen des Lebens empfängt. Dasselbe Tor, durch das wir alle gehen, um ins Dasein zu gelangen, ist auch ein Gefäss für Lust und Schmerz.“

Zusätzlich entstand die Idee eines Ringes mit einem 3D-Design der Vulva, das in Stahl gegossen wurde. Ein einzigartiger und persönlicher Stempel für jede Frau, der als Schmuckstück getragen werden kann.

 

Über Beatriz Eggli

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Höre das ganze Gespräch mit Beatriz Eggli

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